Lesung Großonkel Pauls Geigenbogen

Mein Buchpartner Romeo Franz und ich lasen am 2. Dezember auf Einladung des Literaturzentrums Hamburg und der Heinrich Böll Stiftung Hamburg aus unserem Buch „Großonkel Pauls Geigenbogen. Die Familiengeschichte eines preußischen Sinto“. Patricia Paweletz vom Literaturzentrum moderierte uns im schönen Veranstaltungsort „Kölibri“ in Hamburg St. Pauli. Es war eine besonders gelungene Lesung dank des empathischen und engagierten Hamburger Publikums — wir haben uns sehr wohl gefühlt!

Mit Schüler:innen über den Nahostkonflikt sprechen

In der Hamburger Stadtteilschule Julius-Leber Schule las ich am 2. Dezember 2025 den Schüler:innen aus meinem Buch „Fremder Feind so nah. Begegnungen mit Palästinensern und Israelis“ vor. Das Buch, mit Fotos von Judah Passow, ist 2009 erschienen aber — leider — noch immer so aktuell wie damals.
Darin porträtiere ich auch Mitglieder des Parents Circle — Families Forum, dem Forum für trauernde palästinensische und israelische Angehörige (PCFF). Also Vorständin des deutschen Freundeskreises Parents Circle Friends Deutschland e. V. erzählte ich den Schüler:innen auch von unserer Arbeit und den Friedensaktivitäten des Parents Circles. Meine Botschaft war: Zum Frieden tragen wir nur bei, wenn wir uns für beide Seiten engagieren, für beide Narrative offen bleiben und Empathie für alle Betroffenen zeigen. Ich plädierte dafür, sich nicht auf social media oder von manchen Medien in eine Haltung von Hass und Rache treiben zu lassen. Es sei wichtig, die Dynamik der Polarisierung zu durchbrechen und friedensstiftend zu wirken.

Die Schüler:innen und ihre engagierten Lehrerinnen beteiligten sich rege an der anschließenden Diskussion. Es ist mir immer wieder eine große Freude, mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen!

Großonkel Pauls Geigenbogen – neu mit Leseprobe

Die Familiengeschichte eines preußischen Sinto
Alexandra SenfftRomeo Franz

Großonkel Pauls Geigenbogen ist eine faszinierende Familiensaga und zugleich eine sehr gut geschriebene Geschichtserzählung über das Leben von Sinti und Roma im 20. und 21. Jahrhundert. Das verheerende Ausmaß des während des Nationalsozialismus begangenen Völkermordes wird durch die persönlichen Geschichten auf berührende Art und Weise deutlich, ebenso die Folgen des bis heute anhaltenden Rassismus gegen die Minderheit und das aktive Engagement der Communitys für ein gleichberechtigtes Leben.“
Karola Fings, Historikerin

Dieses Jahr lesen wir noch in den Gedenkstätten Ahlem und Mauthausen, sowie auf dem Interkulturellen Fest in Freiburg. Weiter Buchungen sind möglich.

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Das berührende Memoir einer preußischen Sinti-Familie

Seit mehr als 600 Jahren leben Sinti in Deutschland, Roma seit 200 Jahren. Ihre Kultur reicht viele Jahrhunderte zurück und ist tief mit der deutschen Historie verwoben. Anfangs noch als Handwerker, Künstler und Kaufleute hochgeachtet, wurden sie schon bald systematisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen und verfolgt. Bis heute halten sich diskriminierende Stereotype und starke Vorurteile gegenüber der größten Minderheit Europas. Der preußische Sinto Romeo Franz kämpft seit Jahrzehnten für die Rechte von Sinti und Roma. In »Großonkel Pauls Geigenbogen« erzählt er seine beeindruckende deutsche Familiengeschichte. Wohl situiert, waren seine Ahnen bereits im 17. Jahrhundert ansässig in Preußen, Schlesien und Pommern und prägten dort die kulturelle und kaufmännische Welt. Mitreißend erzählt Franz die Chronik seiner Familie vom 19. Jahrhundert bis heute. Schillernde Charaktere und außergewöhnliche Schicksale treten ans Licht – aber auch die Erinnerungen an Ausgrenzung, Abwertung im Kaiserreich und schließlich die Vernichtung durch die Nazis.

Mit großem Stolz gibt er tiefe Einblicke in seine Herkunft und beleuchtet nicht nur die Bedeutung von Musik, Familie und Zusammenhalt, sondern auch die Folgen der fortgesetzten Verfolgung, die bis in die heutigen Generationen nachwirken. Romeo Franz‘ Geschichte ist ein bewegendes Plädoyer gegen Antiziganismus und eine Einladung zur Auseinandersetzung und zum Umdenken hin zu etwas ganz Selbstverständlichem: Gleichberechtigung.

Goldmann – Randomhouse/Penguin, 20. März 2024
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Vortrag NS „Euthanasie“ und Familiengeschichte

Vortrag zur Vernissage von Tendenz Verzerrung von Lena Ditte Nissen über die Geschichte der „Euthanasie“ 80 Jahre nach dem NS-Terror. Dabei spielt auch die Familiengeschichte der Künstlerin eine wichtige Rolle.

Die Videoarbeit TENDENZ VERZERRUNG (42 Minuten) zeigt eine Personengruppe, die in einer performativen Führung über das Gelände des Samariterstifts Grafeneck auf der Schwäbischen Alb leitet. Die Mitglieder der inklusiven Gruppe, die sich Grafenschreck nennt, arbeiten oder wohnen heute an diesem Ort, an dem 1940 die nationalsozialistischen eugenischen Morde begannen und innerhalb eines Jahres mehr als zehntausend Menschen umgebracht wurden. Darunter 407 Kinder und Jugendliche. 

13. November 2025 in Kunstpavillon München

Auszüge aus meiner Rede:
Kinder habe ein untrügliches Gespür für das, was sie gegenüber ihren Eltern ansprechen dürfen und was nicht. Selten betreten sie die ihnen gesetzten Tabuzonen. Nicht nur das Gesagte formt sie zu den Menschen, die sie werden, sondern auch das Schweigen. 

So bleibt das Wesentliche bis zum heutigen Tag viel zu häufig ungesagt, mitunter versteckt hinter „beredtem Schweigen“; gemeint sind damit viele Worte, die verhindern, dass die entscheidenden Fragen gestellt werden: Wie haben sich eigentlich unsere Vorfahren in dieser Zeit verhalten? Es wurde und wird über den schuldhaften Anteil eigener Angehöriger in der NS-Zeit in den meisten deutschen Familien geschwiegen und ebenso in der Öffentlichkeit. Es gab nie wirklich einen Raum fürs Sprechen über die aktive oder passive Beteiligung unserer Vorfahren am riesigen Getriebe des menschenverachtenden, tödlichen Nazi-Systems.  Die Täter:innen, die Schuldigen blieben deshalb meist irgendwelche abstrakten Dritten.

Die Nazis? Das waren die Anderen, nicht unsere Verwandten. Die Erkenntnis, dass sie in Wahrheit aus unserer oft intimsten Mitte kamen, dass es Menschen wie Du und ich waren, die den deutschen Faschismus und Massenmord möglich machten, ist ungeheuerlich und schwer erträglich. 

Was nicht verarbeitet wurde, wird als Auftrag an die Nächsten vermittelt. Leider erfüllen immer mehr Menschen diese Delegationen, indem sie verbal oder physisch gewaltsam werden und sich an rechtsextremem Gedankengut ergötzen. Die AfD, Reichsbürger oder Identitären sind so ein Ergebnis der nicht bearbeiteten deutschen Vergangenheit. Hätten mehr Menschen schon viel früher das Grauen konfrontiert, hätten die Rechtsextremen es schwerer, die Emotionen zu triggern und für sich zu instrumentalisieren…

Jochen Bonz von katho nrw gibt hier meine gesamte Rede auf der Homepage der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen wieder.

Das Ungesagte: Podiumsdiskussion

Zur Filmpremiere des Kinofilms „Das Ungesagte“ war ich am 9. November in Berlin auf zwei Panels mit weiteren Expert:innen, um sich über den Film auszutauschen. Darin kommen Menschen zu Wort, die in der NS-Zeit Kinder und Jugendliche waren und sich erinnern. Die Protagonist:innen erzählen ausführlich über ihre Prägungen und Erfahrungen. Am Ende bleibt dann aber doch vieles ungesagt und unaussprechlich.

Gemeinsames Gedenken an die ermordeten Sinti und Roma und biografischer Austausch

Als stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreis für Intergenerationelle Folgen des Holocaust, ehem. PAKH.de, trafen ich mich Ende Oktober mit unserem PAKH-Vorstand und Mitgliedern im RomnoKher (Haus der Kultur) des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg in Mannheim. Wir erzählten uns unsere Geschichten, wurden vom Vorsitzenden des Landesverbands, Daniel Strauß, in der Ausstellung „Mari Parmissi“ über die Geschichte der Sinti und Roma informiert und machten einen Spaziergang zu einem Gedenkort für die Mannheimer Sinti, die von den Nationalsozialist:innen ermordet wurden. Es war ein bewegender und intensiver Tag, der den dringend notwendigen, gesellschaftlichen Austausch vorangebracht hat.
Foto: Melody Klibisch

Großonkel Pauls Geigenbogen

Unsere Lesung mit Musik in Freiburg im Breisgau im Kommunalen Kino
am 9. Oktober 2025

Eine wunderbare Lesung war es mit einem hoch interessierten und emphatischen Publikum im Kommunalen Kino Freiburg! Dank an das Kinoteam, die Fairburg und vor allem den Verband Deutscher Sinti und Roma Landesverband Baden-Württemberg

Schweigen tut weh mit Gespräch

Ich las mal wieder aus meinem Buch „Schweigen tut weh. Eine deutsche Familiengeschichte“ (2007, classen Verlag, 2008 List/Ullstein Buchverlage) – am 8. Oktober 2025 im Werkraum Schoepflin. Im Anschluss sprach ich vor vollem Haus mit der Werkraum-Leiterin Birgit Degenhardt, Tochter eines in der NS-Zeit politisch Verfolgten. Wir erörterten auch unsere ähnlichen und sehr unterschiedlichen Erfahrungen als Nachkommen der NS-Zeit.

Foto: Jan Novotny, Werkraum Schoepflin

Transgenerationelle Folgen der NS-Zeit: Moderation von Chana Dischereit, Adrian Oeser und Sunny Franz

RomnoKehr (Haus der Kultur), Verband Deutscher Sinti und Roma Landesverband Baden-Württemberg, Mannheim, 28. September 2025 18-20:00 Uhr

Es war eine schöne Veranstaltungen mit Chana Freundlich-Dischereit (Nachkomme jüdischer Überlebender der NS-Zeit), Adrian Oeser (Nachkomme eines NS-Täters) und Sunny Franz (anstelle von Wesley Höllenreiner, Nachkomme von Sinti-Verfolgten der NS-Zeit).

Eines Tages“ von Kriegsreporter Omar El Akkad: Der Bruch, der in die Barbarei führt

In seinem Buch „Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein“ rechnet Kriegsreporter Omar El Akkad wütend mit den Machtzentren des Westens ab – sein Mut hat ihn dabei nicht verlassen
Meine Rezension in der Freitag, 7. Juli 2025

„Es ist eine bedrückende Anklage: Der Autor kritisiert das politische System, insbesondere die Machtzentren des Westens und die Kaltblütigkeit des Neoliberalismus. Er entwirft einen globalen Überblick, schreibt aber zugleich aus arabisch-muslimischer Perspektive. Wegen seiner Herkunft wird er ständig mit antimuslimischen Vorurteilen konfrontiert, soll sich für jeden Araber erklären. Die Region, der seine Familie den Rücken kehrte, schont er aber nicht. Er attestiert ihr ein „unverbindliches Verhältnis zu Recht und Gesetz“. Demütigungen waren alltäglich, sein Vater litt unter der Willkür arabischer Staatsorgane. El Akkad begriff sein sicheres Leben im Westen schnell als Privileg und machte Karriere. Auch wenn ihn seine journalistischen Einblicke hinter die Kulissen desillusionierten, glaubte er weiter an die Kraft der freien Welt – bis zum Massaker der Hamas an israelischen Zivilist:innen und der massiven militärischen Reaktion der israelischen Regierung.“

>> ganze Rezension lesen, der Freitag 7.7.25 (hinter einer Paywall)