Schweigen tut weh

Am Königin Luise Gymnasium Erfurt stellte ich den Schüler:innen Textpassagen aus meinem Buch „Schweigen tut weh. Eine deutsche Familiengeschichte“ vor. Die anschließende Diskussion war außerordentlich anregend, die Schüler:innen haben sich bemerkenswert engagiert beteiligt: eine tolle Veranstaltung!

Nachdenkliches über Täterschaft bei Lesung
Am 10.12.2024 hatten wir am Vormittag Alexandra Senfft bei uns in der Aula zu Gast. Die Autorin las den Schülerinnen und Schüler Klassen 10 aus ihrem Buch „Schweigen tut weh“ vor. Darin entfaltet sie die Geschichte ihres Großvaters, der als Mitglied der SA Gesandter des NS-Reichs in der Slowakei war. In den ausgewählten Buchausschnitten aber vor allem in den Antworten auf die vielen interessierten Fragen im Anschluss an die Lesung ging es zudem um die Frage, wie in den vergangenen acht Jahrzehnten – und auch noch heute – mit der Familiengeschichte umgegangen wurde. Die Zuhörenden in der Aula erfuhren eindrücklich, dass gerade das Schweigen immer wieder zu neuem Schmerz führte. Wir bedanken uns bei Frau Senfft für diese interessante Geschichtsstunde!“
https://www.klg-erfurt.de/de/aktuelles__376/

»Familiengeschichte und die Herausforderungen des Erinnerns“

Über meinen Vortrag mit Gespräch an der Fachhochschule Erfurt am 9. Dezember 2024

„Autorin und Publizistin Alexandra Senfft zu Gast an der FH Erfurt 
In dieser Woche, am 09.12.2024, lud die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften (ASW) der Fachhochschule Erfurt zu einer bewegenden Veranstaltung mit der renommierten Autorin und Publizistin Alexandra Senfft ein. Unter dem Titel „Familiengeschichte und die Herausforderungen des Erinnerns“ sprach sie im Audimax über ihre biografische Arbeit und stellte zentrale Themen ihrer Bücher vor, die sich u.a. mit den Folgen des Holocaust und der NS-Zeit auseinandersetzen.

Alexandra Senfft beleuchtete, wie die Erfahrungen der Vergangenheit nachfolgende Generationen prägen und wie Bildung sowie Dialog helfen können, Vorurteile und Diskriminierung zu überwinden. Besonders eindrucksvoll war ihre Darstellung der Methode des „Storytellings“, die Brücken zwischen den Nachkommen von Täter:innen und Opfern schlägt.

In der Veranstaltung hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Fragen einzubringen und sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen. Von der Veranstaltung konnten die Studierenden direkt für ihr eigenes Studium partizipieren. Beispielsweise erkundigte sich eine Studentin, wie die eigene Familiengeschichte erforscht werden könne. Die Biografiearbeit spielt als eine der Methoden der Angewandten Sozialwissenschaften eine wichtige Rolle, wenn es um die Analyse, Gestaltung und Verbesserung sozialer Prozesse und Strukturen geht.

Die Veranstaltung bot allen Teilnehmenden wertvolle Impulse, sich mit der eigenen Geschichte und gesellschaftlichen Herausforderungen wie Antisemitismus und Diskriminierung auseinanderzusetzen.“

Alexandra Senfft mit Dozentin Germana Alberti vom Hofe
Foto: Clara Czech, FH Erfurt 

Gegen das Vergessen

Gefühlserbschaften aus der NS-Zeit – vom Monolog zum Dialog

Am 7. November 2024 nahm ich als zweite PAKH-Vorsitzende und Autorin an Gesprächen „Gegen Vergessen“ in Borken (Westfalen) teil. Vor über 120 Zuhörerinnen und Zuhörern trug ich mit meinem Kollegen Dr. Peter Pogany-Wnendt unsere Erfahrungen in Form eines dialogischen Vortrags vor und diskutierte anschließend mit dem Publikum.
In Vorbereitung auf die Veranstaltung gab ich der Borkener Zeitung ein Interview.
>> zum Interview

„BZ: Inwieweit verdrängen Nachfahren die NSDAP- und/ oder SS-Vergangenheit ihres Vaters oder Großvaters beziehungsweise wollen diese nicht wahrhaben? Ist die AfD-Vorsitzende Alice Weidel mit ihrem Dementi glaubwürdig, von der Tätigkeit ihres Großvaters als Militärrichter während des Nazi-Regimes nichts gewusst zu haben?

Senfft: Die AfD hat die Verleugnung der NS-Vergangenheit in empörendem Maß auf die Spitze getrieben, ihre Lügen über die Verbrechen der Nazis sind infam. Aber ihre Haltung fällt ja bei vielen auf fruchtbaren Boden, weil es leider weit verbreitet ist, sich den NS-Tätern und -Täterinnen sowie Mitläufer- und Mitläuferinnen in der eigenen Familie nicht zu stellen. Die Täter werden dabei zu abstrakten Dritten, selten wird anerkannt, dass es Menschen au unserem engsten Umkreis waren. Doch wie konnte es dann überhaupt zu solchen Verbrechen kommen, wenn die Tatsache, dass die meisten Deutschen irgendwie daran beteiligt waren, verdrängt wird? Es ist nicht leicht, sich einzugestehen, dass vielleicht sehr geliebte oder verehrte Angehörige Mittäter wurden. Doch ich halte es für einen notwendigen Schritt, sich damit auseinanderzusetzen, um nachhaltig aufzuklären. Dass die AfD an dieses Leugnen heute so erfolgreich anschließen und menschenfeindliche Parolen verbreiten kann, ist ein Hinweis darauf, dass diese Aufklärung innerhalb der eigenen Familie viel zu wenig stattgefunden hat.“

mit Peter Pogany-Wnendt Foto: Jean-Michel Simon

Breaking the Spell of the Nazi Past:

How to find a voice and a language to address NS war crimes within one’s own family
Webinar, Brandeis University, 13. Dezember 2023

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