„Erforschung der NS-Vergangenheit: Die Entlastung des eigenen Opas“

80 Jahre nach der Kapitulation häufen sich Texte von Enkel*innen, die ihren NS-Hintergrund recherchiert haben. Was ist dran an der Kritik, es handle sich bei dieser Ahnenforschung nur um „einen frischen Zweig deutscher Identitätskultur“?

Mein Beitrag zur familienbiografischen Recherche über die NS-Zeit
in: der Freitag 24/25 vom 12. Juni 2025

„Wie hätte ich mich damals verhalten?“ – diese Frage galt lange als akademisch. Angesichts der breiten Zustimmung zur AfD ist sie jedoch brandaktuell: „Wie muss ich mich heute verhalten?“ 80 Jahre nach Kriegsende suchen Kinder, Enkel und Urenkel nach Erklärungen in der eigenen Familie: Welche Rolle haben ihre Angehörigen in der NS-Zeit gespielt? Gibt es gute oder schlechte Vorbilder in der eigenen Geschichte? Wie reagiert man adäquat, wenn im eigenen Umfeld menschenverachtende Bemerkungen fallen? Die Eltern und Großeltern haben wenig gesagt, mit ihrem mitunter beredten Schweigen jedoch einen unausgesprochenen Auftrag an ihre Kinder erteilt: Die einen erfüllen ihn, indem sie sich an rechtem Gedankengut ergötzen und gewalttätig werden. Die anderen wollen stattdessen von innen heraus erkunden, wie Faschismus sich in die Seelen brennt. Die Corona-Zeit war nicht nur eine Brutstätte von Viren, sondern auch von Verschwörungstheorien und Umsturzfantasien. Für andere war das keine Option, sondern eine gute Gelegenheit, endlich im Familiennachlass zu kramen und dem familiären Gedächtnis auf den Grund zu gehen. Oft fanden sie Fotos, Dokumente, Orden oder Devotionalien, die eine krass andere Geschichte erzählen als diejenige, die in der Familie kolportiert wurde…“

>> zum Freitag 24/25, 11. Juni 2025

Familiengeheimnisse. Gefühlserbschaften der NS-Zeit

Mit meinen Vorstandskollegen und Freund vom Arbeitskreis für Intergenerationelle Folgen des Holocaust, ehem. PAKH, Peter Pogany-Wnendt, trat ich am 2. März 2025 im Theater Mühlheim an der Ruhr auf unter dem Titel „Familiengeheimnisse. Gefühlserbschaften der NS-Zeit“: 

„Das Theater an der Ruhr beschäftigt sich in der aktuellen Spielzeit 2024/25 mit dem Thema Geheimnis. In unserem Rahmenprogramm, das unsere künstlerischen Arbeiten um weiterführende Perspektiven ergänzt, konnten wir am Sonntag, den 2. März die beiden Vorsitzenden des PAKH e.V. Alexandra Senfft und Peter Pogany-Wnendt zu einem intensiven Doppelgespräch im Theaterfoyer begrüßen.
Unter dem Titel „Familiengeheimnisse. Gefühlserbschaften der NS-Zeit“ sind unsere Gesprächsgäste gemeinsam mit dem Publikum in ihre jeweiligen Familiengeschichten vorgedrungen – und haben mit großer Einfühlsamkeit und Offenheit die Notwendigkeit gesprochen, sich der eigenen verborgenen Familiengeschichte zu stellen – und über den Schmerz, der mit diesem Unterfangen oft verbunden ist. Rund um die lange Tafel, die im Foyer aufgebaut war, versammelten sich in einer intimen Gesprächsatmosphäre rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörer, die mit großer Aufmerksamkeit Fragen stellten – und deutlich werden ließen, wie groß das Bedürfnis ist, gerade auch in heutigen Zeiten den Geschehnissen der Vergangenheit auf den Grund zu gehen und im Dialog darüber zu bleiben. Das Gespräch wurde von der Dramaturgin Constanze Fröhlich moderiert.“

>> Theater Mühlheim an der Ruhr

Hoffnung durch Musik

»Musik statt Straße« und der Dokumentarfilm »Nadeshda« schaffen Bewusstsein
für die intolerable Lage der Bewohner des bulgarischen Roma-Ghettos Nadeshda.
Neues im Freien, Magazin des Freien Musikzentrums München, Mai 2015
>> pdf

Nadeshda, Roma Ghetto am Stadtrand von Sliven in Bulgarien. Foto: Rolf K. Wegst

Ist Musik also nicht per se gut?

Der Countertenor Peer Abilgaard ist Chefarzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Gerontopsychiatrie am Helios Klinikum Duisburg. Er leitet außerdem das Peter-Ostwald-Institut an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Seit 1998 unterrichtet er dort als Musikmediziner Embodiment, Stimmphysiologie und Mentales Training. Abilgaard ist ein international gefragter Gesangssolist und hat einige CDs eingespielt – Renaissance, Barock und zeitgenössische Kompositionen sind seine Schwerpunkte. Zuletzt erschien von ihm »Stabilisierende Psychotherapie in akuten Krisen: PITT für die psychotherapeutische Grundversorgung«
Neues im Freien, Magazin des Freien Musikzentrums München, Juni 2014
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