Mit Schüler:innen über den Nahostkonflikt sprechen

In der Hamburger Stadtteilschule Julius-Leber Schule las ich am 2. Dezember 2025 den Schüler:innen aus meinem Buch „Fremder Feind so nah. Begegnungen mit Palästinensern und Israelis“ vor. Das Buch, mit Fotos von Judah Passow, ist 2009 erschienen aber — leider — noch immer so aktuell wie damals.
Darin porträtiere ich auch Mitglieder des Parents Circle — Families Forum, dem Forum für trauernde palästinensische und israelische Angehörige (PCFF). Also Vorständin des deutschen Freundeskreises Parents Circle Friends Deutschland e. V. erzählte ich den Schüler:innen auch von unserer Arbeit und den Friedensaktivitäten des Parents Circles. Meine Botschaft war: Zum Frieden tragen wir nur bei, wenn wir uns für beide Seiten engagieren, für beide Narrative offen bleiben und Empathie für alle Betroffenen zeigen. Ich plädierte dafür, sich nicht auf social media oder von manchen Medien in eine Haltung von Hass und Rache treiben zu lassen. Es sei wichtig, die Dynamik der Polarisierung zu durchbrechen und friedensstiftend zu wirken.

Die Schüler:innen und ihre engagierten Lehrerinnen beteiligten sich rege an der anschließenden Diskussion. Es ist mir immer wieder eine große Freude, mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen!

Befreiung von Buchenwald: Wer bestimmt, wie wir gedenken?

Der israelische Philosoph Omri Boehm mahnt zur friedlichen Koexistenz in Israel. Nun wurde er auf Druck der Regierung Netanjahu von der Befreiungsfeier des KZ Buchenwalds ausgeladen. War das richtig?
der Freitag, 10. April 2025
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Im Fokus der Erinnerung stehen hierzulande meist nur die Opfer, während die Täter:innen in den eigenen Familien meist ausgeblendet bleiben. Die Nazi-Verbrecher, das waren die „Anderen“. Mitunter ist das Gedenken in akademisch oder politisch korrekt gehaltene Reden gegossen, die die familiäre Beteiligung aussparen und die emotionalen Implikationen auf Abstand halten. Ein ritualisiertes Gedenken ohne persönlichen Bezug entkoppelt sich moralisch und intellektuell leicht von der Gegenwart. Dabei geraten die Opfer und die Überlebenden mit ihren Nachkommen zu Objekten, vereinnahmt für die eigene Entlastung. Wie authentisch ist also das, was wir als Gedenkkultur bezeichnen?

Warum Palästinenser in Ägypten nicht wie Geflüchtete behandelt werden

Mehr als 100.000 Menschen sind aus Gaza für viel Geld nach Kairo geflohen – sie leben illegal in der ägyptischen Millionenstadt und kämpfen dort um ihr Überleben

der Freitag, 26. Juni 2024, Ausgabe 25/40

Schon wieder habe er kaum geschlafen, sagt Hassan und sinkt tiefer in den Sessel seiner möbliert gemieteten Wohnung. Das muslimische Opferfest Eid el-Adha steht bevor, in Kairo herrschen 45 Grad Hitze. Auch der Lärm des unablässigen Straßenverkehrs in der 30-Millionen-Einwohner-Stadt trägt zur Erschöpfung bei; ganz zu schweigen von den posttraumatischen Belastungen durch die israelischen Angriffe auf Gaza. „Nachts denke ich an meine ehemalige Nachbarschaft, an mein Haus und das, was wir besaßen.“ Seine Familie habe alles verloren, sogar die Familienfotos, sagt er, „aber niemand kann Gaza aus unserer Erinnerung und unseren Herzen löschen“.

Foto: Alexandra Senfft, Kairo 2024